Die Bundesärztekammer hat davor gewarnt, Kinder und Jugendliche in der Corona-Krise durch geschlossene Kitas und stark eingeschränkten Schulunterricht "zu besonderen Verlierern" werden zu lassen. "Kinder und Jugendliche gehören offensichtlich nicht zu den Risikogruppen der Corona-Pandemie", sagte Kammer-Präsident Klaus Reinhardt am Mittwoch in Berlin. Kinder seien auch keine "Keimschleudern", wie aktuelle Studienergebnisse - zuletzt in Sachsen - zeigten. Insofern stelle der Unterricht auch für Lehrkräfte kein höheres Infektionsrisiko dar, als dies bei anderen beruflichen Tätigkeiten mit zahlreichen Sozialkontakten gegeben sei. Um das Infektionsrisiko zu vermindern, seien pragmatische Lösungen gefragt, forderte Reinhardt. Masken in Aufenthaltsräumen und auf Schulhöfen könnten nützlich sein. "Während des Unterrichts beeinträchtigen sie jedoch die Aufmerksamkeit, weil sie auf Dauer körperlich belastend sind", warnte der Ärztevertreter. Sinnvoller sei es, besonders große Klassen zu trennen. Zudem forderte Reinhardt eine Bestuhlung mit möglichst großem Abstand, ausreichend Waschbecken und Seife für die Handhygiene sowie feste Zeiten für regelmäßiges Lüften. Außerdem sollten Länder und Kommunen Möglichkeiten für regelmäßige Corona-Tests von Lehrern und Erziehern schaffen.
Die häusliche Arbeitsteilung in Familien hat sich nach einer Studie in der Corona-Zeit nicht verändert. Befürchtungen, dass die Pandemie zu alten Rollenmustern führt und die Fortschritte bei der Gleichberechtigung wieder zunichte macht, seien angesichts ihrer Befunde weitgehend unbegründet, erklärte der Kölner Soziologe Karsten Hank am Mittwoch in Köln. Allerdings seien auch schon vor Corona bei 60 Prozent der befragten Paare die Frauen hauptsächlich oder ganz für Hausarbeit und Kinderbetreuung verantwortlich gewesen. Eine "traditionelle" Arbeitsteilung sei also kein neues, coronabedingtes Phänomen in Deutschland. Die Studie basiert nach den Angaben auf Vorabdaten des bereits seit 2008 laufenden und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Beziehungs- und Familienpanels (pairfam) sowie einer internetbasierten Zusatzstudie über häusliche Arbeitsteilung bei Paaren in Deutschland während der Pandemie. Dazu seien von Mitte Mai bis Anfang Juli 2020 mehr als 3.000 Personen im Alter von 19 bis 49 Jahren befragt worden. Obwohl sich die etablierten Muster geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung insgesamt nicht verändert hätten, gebe es doch gewisse Verschiebungen hin zu den beiden Extremen "traditionell" und "Rollentausch", so die Wissenschaftler. Sowohl die Anteile der Frauen und Männer, die jeweils ausschließlich für Hausarbeit und Kinderbetreuung verantwortlich sind, seien während der Pandemie angestiegen, erläuterte Hank. Der Anteil der Paare, in denen der Mann die Hauptverantwortung für Haushalt und Kinder trägt, ist zwar relativ stark gestiegen, bleibe mit 5 bis 7 Prozent aber auf einem immer noch sehr niedrigen Niveau. Betrachte man Veränderungen, fänden sich etwa gleich große Anteile an Paaren, in denen der Beitrag der Partnerin gestiegen oder gesunken sei, nämlich jeweils um rund 20 Prozent. Besonders in zuvor gleichberechtigten Beziehungen hätten jedoch Frauen stärker Verantwortung übernommen. Wenn Männer ihren Anteil gesteigert hätten, sei dies meist nur bis zum Schwellenwert einer gleichgewichtigen Arbeitsteilung geschehen. Der Hauptteil der Arbeit sei also selten von Männern übernommen worden. Der Beitrag der Partnerin zum Haushalt scheine unabhängig von ihrer Zeitbelastung durch Erwerbstätigkeit zu sein, während Männer ihren Anteil bei veränderten Arbeitszeiten flexibel anpassen können, betonte Steinbach. "Ihr Beitrag erscheint also in der Partnerschaft stärker verhandelbar zu sein als jener der Frau." (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)