Nach Einschätzung der Deutschen Stiftung Patientenschutz ist das Konzept eines staatlichen Pflegedarlehens gescheitert. "Kein Mensch nimmt einen Kredit, um weniger arbeiten zu müssen und dafür Angehörige zu pflegen", erklärte deren Vorstand Eugen Brysch am Dienstag in Dortmund. Laut der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP haben seit 2015 erst 921 Personen ein solches Darlehen beantragt. Damit liege die Nutzung deutlich hinter den Annahmen zurück, hieß es in der Antwort der Bundesregierung. Der "Tagesspiegel" hatte am Montag darüber berichtet. Seit vier Jahren haben Familienmitglieder nicht nur einen Anspruch auf bis zu zehn Tage Auszeit vom Job sowie auf ein Pflegeunterstützungsgeld. Sie können ihrem Arbeitsplatz auch länger fernbleiben oder ihre Wochenstunden für eine Weile verringern. Um das finanziell zu kompensieren, können sie ein staatliches Darlehen beantragen. Der Betrag soll die Hälfte des Nettogehalts abdecken, das durch die Arbeitsreduzierung fehlt. Brysch erklärte, die Regelung gehe an den Bedürfnissen der 360.000 berufstätigen pflegenden Angehörigen vorbei. Gerade einmal 200 Darlehen pro Jahr seien eine traurige Bilanz und ein Armutszeugnis für die Politik. Er forderte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) dazu auf, Konsequenzen aus der geringen Inanspruchnahme zu ziehen. Brysch betonte, es brauche endlich eine echte Entlastung für pflegende Angehörige. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)