Das Bundesfamilienministerium startet mit dem neuen Schuljahr ein Projekt gegen religiöses und antisemitisches Mobbing an deutschen Schulen. Bundesweit sollen 168 Sozialarbeiter als Anti-Mobbing-Profis in den Schulen präsent sein, um sich mit Konflikten auseinanderzusetzen und mit Schülern zu arbeiten, sagte Familienministerin Franziska Giffey (SPD) der "Berliner Zeitung" (Samstag). "Schule ist Ländersache, der Bund kann aber unterstützen", so Giffey. Jeder sogenannte Respekt-Coach erhalte 20.000 Euro, um geeignete Projekte umzusetzen. "Wenn jemand andere mit "du Jude", "du Opfer", "du Moslem", "du Homo" oder "du Nazi" beschimpft, darf man das nicht als Pausengespräch abtun", sagte die SPD-Politikerin. Das müsse besprochen und aufgearbeitet werden. "Eine Weltkarte, auf der mit dem Zirkel Israel ausgekratzt wurde, kann so nicht in der Klasse hängen bleiben." Im Jahr 2018 stellt die Bundesregierung dafür 20 Millionen Euro bereit. Das Projekt ist Teil des Nationalen Präventionsprogramms gegen islamistischen Extremismus. Giffey sprach sich zudem dafür aus, das Meldesystem für Mobbing-Fälle an den Schulen zu verbessern. "Es gibt Schulleiterinnen und Schulleiter, die jeden Fall ans Schulamt, an die Schulaufsicht oder ans Jugendamt melden. Wenn Schulen konsequent sind, führt es aber dazu, dass sie in der Gewaltstatistik ganz oben stehen und deswegen Imageprobleme bekommen - obwohl gerade sie es sind, die vorbildlich damit umgehen", so die Ministerin. Lehrer und Schulleiter benötigten "Rückenstärkung auch von der Politik". Am Mittwoch wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Giffey im Kanzleramt mit Lehrern über schulische Integration sprechen. Vor den Sommerferien hatten mehrere Fälle religiösen Mobbings unter Berliner Schülern eine bundesweite Debatte ausgelöst. Polizeigewerkschafter und der Zentralrat der Juden mahnten ein strikteres Vorgehen gegen Antisemitismus an Schulen an.
Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Stefan Vesper, sieht Klärungsbedarf in der Bedeutung von Bischofskonferenzen. "Unserer Meinung nach sollte die Deutsche Bischofskonferenz stärker Entscheidungen treffen dürfen und auch treffen wollen, wenn es um hiesige pastorale Fragen geht", sagte Vesper im Interview des Bonner "General Anzeigers" (Montag). Er nannte die Debatte um die Teilnahme nichtkatholischer Ehepartner an der Kommunion als ein Beispiel, "dass in Deutschland bestimmte Dinge einheitlich geregelt werden könnten". Die deutschen katholischen Bischöfe hatten in einem im Februar mit Dreiviertel-Mehrheit verabschiedeten Papier betont, nichtkatholische Ehepartner könnten im Einzelfall und unter bestimmten Voraussetzungen die Kommunion empfangen. Nach intensivem Ringen, auch mit Rom, verständigten sie sich darauf, den Text als Orientierungshilfe und nicht als verbindliches Dokument zu veröffentlichen. Damit entscheidet jeder einzelne Bischof selbst über den konkreten Umgang mit dem Thema in seiner Diözese. Vesper erinnerte zugleich anlässlich des 150-jährigen ZdK-Bestehens an den Dialogprozess der letzten Jahre mit der Bischofskonferenz. "Da hat sich eine wichtige Gesprächskultur zwischen Amtsträgern und Laien entwickelt, und ich freue mich, dass sie weiter trägt." In der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche stehe das ZdK "ganz an der Seite" der Bischofskonferenz. "Es gilt, die Dinge so aufzuklären und Regelungen einzuziehen, dass das nie wieder passieren kann", so Vesper. "Aber wir sind in Deutschland sehr weit, weiter als andere Länder, und als katholische Kirche auch weiter als manch andere gesellschaftliche Gruppe in Deutschland, was die Aufarbeitung betrifft." (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)