Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss hat einer neuen Caritas-Studie zufolge bundesweit zugenommen. Mit 6,9 Prozent lag der Anteil derjenigen, die nicht einmal den Hauptschulabschluss schafften, im Jahr 2017 um einen Prozentpunkt höher als 2015, wie der katholische Wohlfahrtsverband am Montag mitteilte. Damit sei das gleiche Niveau erreicht wie vor zehn Jahren. Bundesweit seien 2017 rund 52.000 Jugendliche betroffen gewesen. Ein Faktor, der zu dem Anstieg beigetragen hat, ist aus Sicht der Autoren der Bildungschancen-Studie die Zuwanderung. Für viele zugewanderte Jugendliche sei es eine große Herausforderung, innerhalb kurzer Zeit eine neue Sprache zu lernen und einen Schulabschluss zu machen, hieß es. Hinzu komme, dass die schulische Vorbildung sehr unterschiedlich ausfalle. Ein weiteres Hemmnis gerade auch für geflüchtete Kinder und Jugendliche bestehe darin, dass sie während der Unterbringung in einer Erstaufnahmeeinrichtung häufig nicht sofort eine Schule besuchen könnten. "Faire Bildungschancen sind die Grundlage fairer Teilhabechancen im Lebenslauf", sagte Caritas-Vorständin Eva Maria Welskop-Deffaa. Fehlende Schul- und Berufsabschlüsse seien dagegen oft der Anfang sich potenzierender Nachteile. Viele der jungen Menschen, die ohne Abschluss ihre Schullaufbahn beendeten, tauchten später etwa in den Beratungsstellen für Soziales, Schwangere oder Schuldner auf, warnte Welskop-Deffaa. Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Margit Stumpp, sagte, die Studie müsse Bund und Ländern ein Weckruf sein. "Junge Menschen ohne Schulabschluss werden später häufiger arbeitslos und arbeiten viel öfter in prekären Jobs", warnte sie. Die Bundesregierung müsse ein umfassendes Förderprogramm für Schulen in schwierigen Stadtteilen auf den Weg bringen. Auch sei Geflüchteten schnell und unbürokratisch der Zugang zu Ausbildung und Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss ist in Deutschland unterschiedlich verteilt: In Berlin liegt er bei 11,73 Prozent und auch in Bremen und Sachsen-Anhalt überschreitet er die Zehn-Prozent-Marke. Viel besser stehen im Vergleich Bayern mit 6,0 Prozent sowie Hessen und Hamburg da, wo der Anteil weniger als 6 Prozent ausmacht. Die Caritas verwies jedoch darauf, dass sich sowohl die Regeln für die Beschulung neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher von Bundesland zu Bundesland unterschieden als auch die statistische Erfassung der Abschlüsse. Daher seien die Daten nur eingeschränkt vergleichbar.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat Deutschland bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen im internationalen Vergleich laut einer neuen Studie sehr stark aufgeholt. Lag das Land mit einem Erwerbstätigenanteil von 58,6 Prozent unter den 20- bis 64-jährigen Frauen im Jahr 1998 noch im europäischen Mittelfeld, erreichte es im Jahr 2018 mit 75,8 Prozent nach Schweden und Litauen den dritthöchsten Wert der EU-Länder, heißt es in der am Montag in Köln veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Als Gründe nennen die Autoren der Studie sowohl die Anpassungen im Rentenrecht - zu nennen ist hier insbesondere die Abschaffung der Rente mit 60 für Frauen - als auch den Ausbau der Betreuungsangebote im Kita- und Grundschulbereich. Besonders stark sei der Anteil der Erwerbstätigen bei Frauen zwischen 45 und 54 Jahren gestiegen: Während er im Jahr 1993 noch bei 62,1 Prozent lag, waren es 2008 demnach mit 76,2 Prozent bereits 14,1 Prozentpunkte mehr. Seitdem sei der Anteil nochmals stark gestiegen und habe im Jahr 2017 einen Wert von 83,2 Prozent erreicht; das sind 20,1 Prozentpunkte mehr als 1993 und 7,0 Prozentpunkte mehr als 2008. Bei den 35- bis 44-Jährigen sei der Anteil hingegen von 68,1 Prozent über 76,5 Prozent auf 79,9 Prozent gestiegen und liege damit seit dem Jahr 2010 niedriger als bei den 45- bis 54-Jährigen. Bei den 55- bis 64-Jährigen war demnach ein noch stärkerer Anstieg von 23,7 Prozent im Jahr 1993 über 45,9 Prozent (2008) bis auf 65,4 Prozent im Jahr 2017 zu verzeichnen. Gleichzeitig arbeiten die erwerbstätigen Frauen im Alter zwischen 45 und 64 Jahren laut der Studie auch häufiger mit größerem Stundenumfang. Lag der Anteil der in kleiner Teilzeit mit weniger als 21 Arbeitsstunden pro Woche Beschäftigten bei ihnen danach im Jahr 2008 noch bei 31,7 Prozent, waren es 2017 noch 28,5 Prozent. Zudem seien die Anteile der mit 21 bis 39 Stunden pro Woche beschäftigten Frauen von 39,4 Prozent auf 42,3 Prozent und der Frauen mit einem Beschäftigungsumfang von 39 und mehr Stunden von 28,9 Prozent auf 29,2 Prozent gestiegen. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)