Der Familienbund der Katholiken hat eine zügigere Umsetzung des "Gute-Kita-Gesetzes" gefordert. Gut fünf Monate nach dem Bundestagsbeschluss zur Verbesserung der Kitaqualität seien erst Verträge mit drei Bundesländern geschlossen worden, kritisierte der Verband am Montag in Berlin. Bislang gibt es Verträge in Bremen, dem Saarland und Brandenburg. Familienbund-Präsident Ulrich Hoffmann erklärte, die Finanzmittel aus dem "Gute-Kita-Gesetz" ließen auf sich warten. Das aus seiner Sicht von vornherein verfassungsrechtlich zweifelhafte Verfahren, mit jedem Bundesland einzelne Verträge abzuschließen, erweise sich in der Praxis als sehr langwierig. Damit bestätigten sich offenbar Befürchtungen, auf die der Familienbund der Katholiken bereits in Anhörungen zum Gesetzesentwurf hingewiesen hatte. Das Gesetz sieht eine Unterstützung der Bundesländer bis 2022 um 5,5 Milliarden Euro vor. Die Länder sollen damit die Qualität ihrer Kitas verbessern.
Ein neues Institut der katholischen Kirche in Deutschland soll einheitliche Standards bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs entwickeln. Das "Institut für Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt" (IPA) solle mit Wissenschaftlern, Fachorganisationen, Präventionsexperten und Betroffenen von sexualisierter Gewalt zusammenarbeiten, teilten das Erzbistum Köln und das Bistum Trier am Montag mit. Das IPA werde ab 15. September im rheinlandpfälzischen Lantershofen seine Arbeit aufnehmen und vom bisherigen Interventionsbeauftragten des Erzbistums Köln, Oliver Vogt, geleitet. Die Federführung über das Projekt hat der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Beim Umgang mit dem Thema Missbrauch habe sich gezeigt, "wie wichtig die nationale wie internationale Vernetzung und die Kooperation mit allen kirchlichen, gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Gruppierungen und Einrichtungen ist", so der Bischof. Das IPA soll nach Angaben der Bistümer mit allen Netzwerkpartnern "ein umfassendes Monitoring von Präventions- und Aufarbeitungsprojekten" entwickeln. Zudem solle es Qualitätssicherungsinstrumente für Präventionsmaßnahmen der Kirche auf den Weg bringen, heißt es weiter. Außerdem gehöre es zu den Aufgaben, eine breite gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch zu fördern. Die IPA-Gründung folgt aus der im vergangenen Herbst veröffentlichten Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz. Laut dieser Studie wurden in den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 Hinweise auf bundesweit 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. "Als Kirche müssen wir unbedingt verlorenes Vertrauen nach den Missbrauchsfällen wiedergewinnen", erklärte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki: "Dafür ist die Einführung von einheitlichen, hohen Standards im Bereich Prävention und Aufklärung in allen deutschen Bistümern wichtig." Ackermann zeigte sich "froh" über die Berufung von Vogt. Als erster Interventionsbeauftragter eines Bistums in Deutschland habe er über viele Jahre wegweisende Arbeit geleistet. Woelki dankte Vogt für sein bisheriges Wirken, besonders für die Einleitung der unabhängigen Untersuchung von Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln und die Errichtung eines Betroffenenbeirats, dem zehn Frauen und Männer mit Missbrauchserfahrungen im kirchlichen Bereich angehören. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)