Ungerechtigkeit aufgrund unterschiedlicher regionaler Entwicklungen nimmt nach Einschätzung von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) zu. "Wenn aus regionalen Unterschieden schwerwiegende Nachteile werden, ist es nicht mehr gut", schreibt Giffey in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwoch). So fänden Familien in boomenden Städten keine bezahlbare Wohnung, während anderswo junge Menschen wegzögen, weil es keine Arbeitsplätze gebe. Wer bleibe, fühle sich abgehängt; die Kluft zwischen reichen und armen Regionen werde immer größer. "Dagegen hilft keine Heimatlyrik, sondern politisches Handeln", so Giffey. An diesem Mittwoch tritt die Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" der Bundesregierung, deren Ko-Vorsitzende Giffey ist, zum ersten Mal zusammen. Als erstes sei ihr in dieser Kommission Respekt vor dem wichtig, was Menschen überall in Deutschland für ihr Zuhause tun, schreibt Giffey. "Wenn Menschen den Eindruck gewinnen: In meiner Region passiert etwas, dann sind sie selbst eher bereit, Mitverantwortung zu übernehmen und ihren Teil zu geben."
Berufserfahrene Pflegekräfte sollen in Deutschland künftig auch in der primären Gesundheitsversorgung eingesetzt werden. Wie die Katholische Hochschule München (KSH) am Mittwoch mitteilte, hat sie mit der Privatuniversität Witten-Herdecke und der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar Drittmittel für die Entwicklung eines diesbezüglichen Masterstudiengangs erhalten. Das Konzept heißt "Community Health Nursing" und hat sich nach Angaben der Hochschule bereits in Finnland, Slowenien und Kanada etabliert. In diesen Ländern gibt es kommunale Zentren, in denen Patienten sowie Angehörige Ansprechpartner für alle Probleme rund um Krankheit und Gesundheit finden. Multiprofessionelle Teams bieten dort eine integrierte Versorgung an und sind auch im Bereich Prävention aktiv. Die KSH soll bis 2020 mit ihren Partnern den Masterstudiengang entwickeln. Dafür erhält sie von der Robert-Bosch-Stiftung knapp 200.000 Euro. Der Münchner Pflegewissenschaftler Bernd Reuschenbach sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), "Community Health Nurses" seien so etwas wie "Gemeindeschwestern mit erweiterten Aufgaben". Ihnen komme künftig eine Lotsenfunktion zu. Nicht interessengeleitet, sondern an den Bedürfnissen der Patienten orientiert, könnten sie deren Versorgung verbessern. Das zeige die Erfahrung in anderen Ländern. Randgruppen wie Migranten oder Wohnungslose, die bisher durchs System fielen, erhielten Hilfe. Zugleich könnten die "Nurses" den Anteil Pflegebedürftiger durch frühzeitige Prävention reduzieren. Der KSH-Professor ist mit der Konzeption des Studiengangs beauftragt. Er soll ab dem Wintersemester 2020 allen akademisch vorqualifizierten Personen mit mindestens dreijähriger Berufserfahrung in der Pflege offenstehen. Einsatzfelder für die Absolventen gebe es bei den Wohlfahrtsverbänden, aber auch bei kommunalen Gesundheitsämtern. Nach Angaben des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) geht das Konzept "Community Health Nursing" weit über den in Deutschland üblichen Arztbesuch hinaus: Im kommunalen Gesundheitszentrum gibt es Angebote für Menschen mit Behinderung, Pflegebedürftige, demenziell Erkrankte, chronisch oder mehrfach Erkrankte, zu Selbsthilfegruppen, für werdende Eltern, Familien, Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Mobilitätseingeschränkte. Dabei arbeiten Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter und Pflegende unter einem Dach. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)