Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat die Bedeutung eines positiven Elternbildes für die Politik betont. Das politische Handeln müsse von der Überzeugung geprägt sein, dass jede Mutter und jeder Vater das Beste für ihr Kind wollen, sagte Giffey am Dienstag bei einem Kongress des Leibniz-Forschungsverbundes "Bildungspotenziale" zur frühen Bildung in Berlin. Diesem Anliegen diene auch das Gute-Kita-Gesetz. Als größte Herausforderung für eine gute Qualität nannte die Bundesministerin die Anwerbung und Ausbildung guter Erzieherinnen und Erzieher. Wichtig seien dabei die Vergütung von Ausbildung und Weiterqualifizierung, die Verbindung von Theorie und Praxis in der Ausbildung sowie Aufstiegsmöglichkeiten in dem Berufszweig. Die Bundesregierung wolle im kommenden Jahr eine Fachkräfteoffensive starten. Die gute Bildung und Betreuung der Kinder sei eine "nationale Zukunftsaufgabe", betonte die Familienministerin. Experten des Leibniz-Forschungsverbundes "Bildungspotenziale" zur frühen Bildung begrüßten das Gute-Kita-Gesetz, forderten aber weitere Schritte. "Es geht uns in vielen Bereichen nicht weit genug", sagte Katharina Spieß, Bildungsökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin. Dabei sprach sie sich für eine größere bundesweite Verbindlichkeit von Standards und eine neutrale Institution für das angestrebte Monitoring aus. Olaf Köller, wissenschaftlicher Leiter des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel betonte, dass sich frühe Bildungsinvestitionen langfristig auszahlten, und spätere kostspielige "Reparaturen" vermieden. In einem Positionspapier schlug der Forschungsverbund Verbesserungen der Rahmenbedingungen frühkindlicher Bildung vor. Dazu gehört nach Ansicht der Wissenschaftler eine höhere Kita-Qualität mit bundesweit einheitlichen Regelungen, weniger regionale Unterschiede bei den Kita-Gebühren, mehr Nachqualifikation bei Quereinsteigern unter Lehrkräften und eine breite Förderung für Kinder mit Flucht- und Migrationshintergrund. Spieß forderte, die Familie als "zentralen Akteur der frühen Bildung" zu stärken und mehr frühe Hilfen bereitzustellen. Kulturelle und soziale Ungleichheiten müssten frühzeitig vermieden werden.
Beim Ausbau der Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter muss aus Sicht der Länder die Beteiligung des Bundes an den laufenden Kosten geklärt werden. Das betonte der Präsident der Kultusministerkonferenz, Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Die Linke), am Dienstag in Berlin. Zum Auftakt von Gesprächen zwischen Bund, Länder und Kommunen sprach er von einem wichtigen Schritt zur Schaffung eines verlässlichen Betreuungssystems. Bis zum Jahr 2025 soll ein solches Angebot durch einen Rechtsanspruch garantiert werden. Für Investitionen in den Ganztagsausbau stellt der Bund in dieser Regierungsperiode zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Bei den Gesprächen geht es nach Angaben des Familienministeriums um die rechtlichen, finanziellen und zeitlichen Umsetzungsschritte. Nach Berechnungen des Deutschen Jugendinstituts müssen rund 330.000 Plätze in Horten und Ganztagsschulen neu geschaffen werden. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) betonte, dass der Ausbau den Eltern bei einer besseren Vereinbarkeit von Familien und Beruf helfen sowie die Bildungs- und Teilhabechancen der Kinder verbessern solle. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) unterstrich, dass gute Ganztagsangebote einen Bildungs- und Qualitätsanspruch erfüllen müssten. Der Familienminister von Schleswig-Holstein, Heiner Garg (FDP), forderte, "dass bei der Umsetzung des Rechtsanspruches die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, die bereits bestehenden Angebote von Jugendhilfe und Schule und die vorhandenen Qualitätsstandards in den Ländern berücksichtigt werden".
Vertreter katholischer Einrichtungen und Verbände haben strukturelle Reformen in der Kirche sowie ein verändertes Verständnis von Sexualität gefordert. Mit Blick auf die am Dienstag in Fulda veröffentlichte Missbrauchsstudie sprach sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) dafür aus, dass "die Kirche ihr Verständnis von Sexualität, insbesondere auch von Homosexualität, überdenken muss". ZdK-Präsident Thomas Sternberg kritisierte ein überholtes Amts- und Kirchenverständnis, das Missbrauch begünstigt habe. Deshalb müssten "klerikale Führungs- und Leitungsstrukturen" aufgebrochen und synodale Elemente gestärkt werden. Auf allen Ebenen müssten gewählte Frauen und Männer mitentscheiden können. Die "männlich strukturierte Aus- und Fortbildung des Klerus" und die gesamte Leitungs- und Ämterstruktur der Kirche müssten weiblicher werden. Konkret forderte der ZdK-Präsident die Schaffung einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit auf der Ebene der Bischofskonferenz. Zudem solle eine unabhängige Kommission eingerichtet werden, die die Fortschritte im Kampf gegen Missbrauch in den Diözesen regelmäßig prüft. Sternberg kritisierte einen Flickenteppich unterschiedlicher Präventionsstrategien in den 27 Bistümern. Der Familienbund der Katholiken forderte eine verstärkte Präventionsarbeit für Familien und neue Ansätze in der Sexualmoral der Kirche. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)