Das Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder und Jugendliche in einkommensschwachen Familien wird nur von etwa der Hälfte aller Leistungsberechtigten genutzt. Lasse man das überdurchschnittlich in Anspruch genommene Schulbedarfspaket außer Betracht, sei es sogar weniger als ein Drittel, schreibt die "Saarbrücker Zeitung" am Mittwoch unter Berufung auf Zahlen der Bundesregierung, die die Sozialpolitikerin der Linken, Sabine Zimmermann, angefordert hatte. Danach gab es im vergangenen Jahr gut zwei Millionen Kinder und Jugendliche, die von den staatlichen Zuschüssen für Nachhilfeunterricht, Fahrtkosten zur Schule oder ein warmes Mittagessen hätten profitieren können. Im Mai, einem für die Inanspruchnahme der Leistungen typischen Monat, nutzten aber nur rund 600.000 von ihnen solche Angebote. Bei der Lernförderung waren es nur knapp 106.000 und bei den Fahrtkosten lediglich 57.000. Deutlich erhöht hat sich die Gesamtzahl nur im August, in dem in der Regel das Schulbedarfspaket für Schreibmaterial, Schultasche und Sportzeug in Anspruch genommen wird. Hier stieg die Gesamtzahl der Nutzer in den Jahren 2015 bis 2018 regelmäßig auf jeweils mehr als 1,1 Millionen. "Es bleibt der Geburtsfehler des Bildungs- und Teilhabepakets, dass es statt einer realitätsgerechten Förderung nur kleinliche und bürokratische Einzelleistungen auf Antrag bietet, die allenfalls das verfassungsrechtliche Minimum erfüllen", sagte Zimmermann. Nach ihrer Einschätzung werden auch die ab August geltenden Verbesserungen nicht zu einer deutlich stärkeren Inanspruchnahme der Leistungen führen. So sei zum Beispiel die Erhöhung der Pauschale zur sozialen und kulturellen Teilhabe von 10 auf 15 Euro "lächerlich gering", so die Linken-Politikerin.
Vor den Folgen einer Überlastung von Kindern und Jugendlichen, die zu Hause Angehörige pflegen, warnt der katholische Wohlfahrtsverband Caritas. Solche Fälle könnten Stressreaktionen, Ängste und Depressionen auslösen, sagte die Pflegereferentin des Deutschen Caritasverband (DCV), Nora Roßner, den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. Häufig komme es zum Gefühl der Hilflosigkeit, wenn die jungen Menschen befürchteten, dass ein pflegebedürftiges Elternteil nicht mehr länger zu Hause bleiben könne, in ein Heim müsse oder sterben werde. Bislang gebe es kaum eine Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft dafür, dass es Pflegesituationen gebe, in denen Kinder und Jugendliche einen Großteil der Arbeit leisteten, so die Expertin. Künftig müsse auch in Schulen und Ausbildungsstätten die sogenannte Junge Pflege Thema werden. "Lehrer und Ausbilder müssen dafür sensibilisiert werden, dass eine belastende Pflegesituation ein Grund dafür sein könnte, dass ein Kind oder ein Jugendlicher häufig fehlt oder seine Leistungen nachlassen." Laut einer Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege waren 2016 etwa fünf Prozent aller Jugendlichen in Deutschland zwischen 12 und 17 Jahren in die Versorgung Angehöriger eingebunden. Die pflegenden jungen Menschen fühlten sich häufig von ihrer Umwelt allein gelassen mit ihren Problemen, sagte Roßner. Viele hätten das Gefühl, mit niemandem reden zu können. Das liege auch daran, dass die Pflege zeitaufwendig sei und wenig Spielraum für soziale Kontakte außer Haus lasse. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)