Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will das Elterngeld weiter reformieren. Noch in diesem Jahr solle eine Reform auf den Weg gebracht werden, die unter anderem für eine verbesserte Partnerschaftlichkeit bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sorgen soll, kündigte die SPD-Politikerin am Montag in Berlin an. Die Ministerin hatte zudem mehrfach angekündigt, dass das Elterngeld ab 2020 komplett online beantragt werden könne. Dazu laufen in mehreren Bundesländern Pilotprojekte. Nach einer im August veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) beziehen nach wie vor Väter deutlich weniger Elterngeld als Mütter. So bezogen 2016 rund 37 Prozent der Väter Elterngeld, während der Anteil der Mütter bei 90 Prozent lag. Die befragten Väter führten dafür in der Regel finanzielle Gründe oder die Sorge vor einem Karriereknick an. Trotzdem hat sich der Anteil der Väter, die die Leistung nutzen, seit 2007 mehr als verdoppelt - damals waren es noch 15 Prozent. Auch in der Dauer der Nutzung unterschieden sich Mütter und Väter stark: 2018 nahmen demnach 72 Prozent der Väter maximal zwei Monate in Anspruch, während rund sieben von zehn Müttern drei bis 12 Monate zugunsten der Kinderbetreuung im Job aussetzten.
Im kommenden Jahrzehnt wird laut einer Studie der Lehrermangel an deutschen Grundschulen größer sein als erwartet. Im Jahr 2025 würden mindestens 26.300 Absolventen für das Grundschulamt fehlen, heißt es in der am Montag in Gütersloh veröffentlichen Untersuchung der Bertelsmann Stiftung. Im vergangenen Oktober sei die Kultusministerkonferenz (KMK) noch von lediglich 15.300 fehlenden Lehrkräften ausgegangen. Als Grund für die Diskrepanz nennt die Studie einen stärkeren Anstieg der Schülerzahlen. Statt der für 2025 erwarteten rund 3,06 Millionen sei von etwa 3,23 Millionen Grundschülern auszugehen. Auch 2030 würden die Schülerzahlen absehbar höher liegen. Stiftungs-Vorstand Jörg Dräger mahnte schnelle Lösungen an. Die Zahl der Schüler wachse dynamischer als angenommen. Zugleich dauere es noch etliche Jahre, bis die zusätzlich eingerichteten Studienplätze für das Lehramt an Grundschulen auch mehr Absolventen hervorbringen. Kurzfristig helfe es, sogenannte Quereinsteiger "umfassend berufsbegleitend zu qualifizieren und mit Mentorenprogrammen erfolgreich in die Kollegien zu integrieren". Zudem könnten angehende Ruheständler motiviert werden, länger zu unterrichten. Mit zur Lösung beitragen könne auch eine flexiblere Arbeitsgestaltung für Lehrer mit jungen Familien. Um besser planen zu können, sind laut Dräger jährliche Bedarfsvorhersagen notwendig. Dazu seien länderübergreifend einheitliche Kriterien nötig. Die Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) forderte mehr Studienplätze für angehende Pädagogen. Auch müssten "die Anstrengungen verstärkt werden, mehr junge Leute für den Lehrerberuf zu gewinnen." Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sprach sich mit Blick auf die neuen Zahlen für eine kontinuierliche Schülerzahlprognose aus. "An jeder zweiten Grundschule wird es zusätzliche Klasse geben, welche die Kultusministerkonferenz bei ihrer Prognose nicht eingerechnet hat", erklärte der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann. Dies sei "erneutes Armutszeugnis für die an der Prognose Beteiligten". Die Länder müssten Seiteneinsteiger berufsbegleitend weiterqualifizieren und bedarfsgerecht ausbilden. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte auch mehr Studienplätze für Grundschullehrer. Zudem müsse der Numerus clausus für den Studiengang weg. "Es ist eine Schande, dass junge Menschen, die sich für den wichtigen Beruf des Grundschullehrers entschieden haben, keinen Studienplatz bekommen", sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. Lehrer an Grundschulen und Gymnasien müssten zudem gleich bezahlt werden. Der Deutsche Philologenverband stellte einen 7-Punkte-Plan vor. Unter anderem müsse die Politik die Zuverdienstgrenze für pensionierte Lehrkräfte aussetzen, um diese so einsetzen zu können, wie es nötig und möglich sei, so die Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing. Lehrer müssten leichter zwischen den Bundesländern wechseln können. Für sogenannte Mangelfächer brauche es Anreize wie Stipendien. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)