Die Suche nach einem guten Pflegeheim soll künftig deutschlandweit einfacher werden. Bielefelder Pflegewissenschaftler haben dazu ein neues Konzept zur Bewertung der Qualität der rund 13.600 Einrichtungen entwickelt und dem Qualitätsausschuss Pflege übergeben, wie die Universität Bielefeld am Donnerstag mitteilte. Es soll die seit 2009 erhobenen Pflegenoten ersetzen, die auf massive Kritik gestoßen waren. Das unter Federführung des Instituts für Pflegewissenschaft an der Uni Bielefeld entwickelte Konzept sieht eine grundlegende Neuausrichtung der Qualitätsprüfungen und der öffentlichen Qualitätsberichte vor. Dazu haben Wissenschaftler, Vertreter von Pflegeheimen, Kassen und Angehörigen zusammengearbeitet. Das neue Prüfsystem soll sich am tatsächlichen Gesundheitszustand und der Zufriedenheit der Heimbewohner orientieren. Bislang haben die Prüfer schwerpunktmäßig lediglich die Dokumentation der Heime überprüft, also sich auf bürokratische Abläufe konzentriert. "Es geht künftig etwa darum, wie gut es gelingt, Mobilitätsverlust, Sturzverletzungen, die Entstehung von Druckgeschwüren oder den Einsatz freiheitseinschränkender Maßnahmen zu vermeiden", erklärte Projektleiter Klaus Wingenfeld. Die Daten werden von den Einrichtungen erhoben und in Stichproben von externen Prüfern kontrolliert. Wingenfeld betonte, dass die zusätzlichen externen Qualitätsprüfungen weiterhin ein wichtiges Standbein der Qualitätsbewertung blieben. Sie werden durch die Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) oder den Prüfdienst der Privaten Krankenversicherung durchgeführt. Die Pflegenoten stehen seit Jahren in der Kritik, weil 77 - zum großen Teil wenig aussagekräftige - Komponenten zu einer Gesamtnote zusammengefügt werden. Das führt dazu, dass der bundesweite Durchschnitt trotz teils gravierender Pflegemängel bei einer unrealistischen Note von 1,2 liegt. Dadurch wurden nach Ansicht der Kritiker zahlreiche Missstände verschleiert. Wird der Vorschlag der Wissenschaftler umgesetzt, werden die auch im Internet veröffentlichten "Qualitätsdarstellungen" mehr Informationen über ein Pflegeheim enthalten als heutige Berichte. Dazu zählen auch Informationen über die Ausstattung und Angebote eines Pflegeheims. Der Qualitätsausschuss Pflege hat angekündigt, dass der neue "Pflege-TÜV" im Lauf des Jahres 2019 umgesetzt werden soll. Dann wird eine ähnliche Neuerung für die ambulante Pflege folgen.
Angesichts des enormen Personalmangels in der Pflege fordert der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, eine Neujustierung in den Gesundheitsberufen. Dazu gehöre auch eine bessere Bezahlung. Es könne nicht sein, dass im Handwerk höhere Löhne gezahlt würden als in der Pflege, sagte er am Donnerstag im Deutschlandfunk. Nachgedacht werden müsse aber auch über die Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe und die Aufgabenverteilung in der Pflege. Es gebe ganz unterschiedliche Berufsgruppen von der Pflegeassistenz bis zur akademisch qualifizierten Fachkraft, sagte Westerfellhaus. Auch das Zusammenspiel mit Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Ärzten müsse überprüft werden. Diese Berufsgruppen müssten künftig besser zusammenarbeiten. Mit Blick auf Probleme bei der Durchsetzung von Tariflöhnen sagte der Pflegebeauftragte, auf Dauer werde ein Arbeitgeber, der keinen Tariflohn zahlt, schlechter abschneiden. "Bei dem Personalmangel, der in der Pflege herrscht, wird doch eine Pflegekraft sich den attraktivsten Arbeitgeber dann aussuchen, der auch vernünftig bezahlt und letztendlich auch vernünftige Rahmenbedingungen zur Verfügung stellt."
Die Zahl der Jugendlichen in Deutschland ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich zurückgegangen. Ende 2016 lebten rund 3,2 Millionen Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren in der Bundesrepublik, teilte das Statistische Bundesamt anlässlich des Internationalen Tages der Jugend am 12. August am Donnerstag in Wiesbaden mit. Ihre Zahl sank innerhalb von 10 Jahren um fast 470.000. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ging von 4,4 Prozent Ende 2006 auf 3,8 Prozent Ende 2016 zurück. Angesichts des demografischen Wandels kommt der schulischen und beruflichen Qualifizierung der Jugendlichen hohe Bedeutung zu. Dazu teilten die Statistiker mit, dass innerhalb von 10 Jahren der Anteil der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss deutlich zurückgegangen sei: Während 2006 noch 8 Prozent der Schüler ohne Hauptschulabschluss die Schulen verlassen hatten, sank ihr Anteil auf 6 Prozent im Jahr 2016. Im regionalen Vergleich hatten 2016 Sachsen-Anhalt (9,6 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (9,2 Prozent) anteilsmäßig die meisten Abgänger ohne Schulabschluss. Die niedrigsten Anteile fanden sich dagegen in Niedersachsen (5 Prozent) und in Hessen (5,1 Prozent). Vor allem dadurch, dass das gymnasiale Schulsystem in vielen Bundesländern zwischen 2001 und 2008 von neun auf acht Jahre umgestellt wurde, stieg die Zahl der Studienanfänger unter 18 Jahren innerhalb von 10 Jahren an. Im Jahr 2016 begannen 4.117 minderjährige Personen ein Studium an deutschen Hochschulen. 2006 waren es in dieser Altersgruppe nur 456 Studienanfänger gewesen. Für einige Jugendliche beginnt der Start in die Arbeitswelt ebenfalls schon vor dem 18. Geburtstag. 320.000 Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren waren im Jahr 2017 erwerbstätig (einschließlich Auszubildende). Das waren 1,2 Prozent weniger als 2016 (324.000). Im Jahr 2006 hatte es noch 408.000 Jugendliche gegeben, die bereits einer bezahlten Arbeit nachgegangen waren. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)