Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Donnerstagmorgen das Kinderschutzzentrum der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom besucht. Dabei informierte sich Merkel über die Arbeit der Einrichtung, die als eine der weltweit führenden Institutionen im Kampf gegen sexuellen Missbrauch gilt. Zum Wintersemester wurde das Zentrum zu einem Hochschul-Institut für Safeguarding (IADC) ausgebaut.
Insbesondere habe die Kanzlerin wissen wollen, inwieweit Betroffene von Missbrauch in die Arbeit des Instituts einbezogen würden, sagte dessen Leiter Hans Zollner der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im Anschluss. Auch nach den strukturellen und rechtlichen Konsequenzen sowie Widerständen und Unterstützung in der Kirche habe Merkel gefragt. Die Übernahme rechtlicher wie moralischer Verantwortung durch Kirchenobere - auch mit Bezug auf aktuelle Debatten in Deutschland - sei ebenfalls Thema gewesen.
"Es ging schon darum, wie man Bischofskonferenzen weltweit davon überzeugt, tatsächlich das auch zu tun, was man zu tun behauptet", so Zollner. Weil die Arbeit des Instituts für die Kirche in gewisser Weise systemrelevant sei, habe man bei dem rund 50-minütigen Gespräch auch über das Staat-Kirche-Verhältnis sowie mögliche längerfristige Unterstützung gesprochen.
Das Institut für "Interdisciplinary Studies on Human Dignity and Care" (IADC) bietet englisch- und spanischsprachige Studiengänge zu Intervention und Prävention in Sachen sexueller Missbrauch an Minderjährigen und anderen Schutzbefohlenen an. Zudem arbeitet es mit etlichen internationalen Partnern zusammen.
Im Anschluss an das Gespräch im IADC fuhr die Kanzlerin in den Vatikan zu einer Privataudienz beim Papst. Am späten Nachmittag nimmt sie mit Franziskus an der Abschlussveranstaltung des diesjährigen interreligiösen Friedenstreffens der Gemeinschaft Sant'Egidio teil. Bei der Feier am Kolosseum will sie eine Rede halten. Zuvor ist mittags ein Arbeitsessen mit Italiens Ministerpräsident Mario Draghi geplant. (KNA)