Kinder aus Familien mit einem niedrigen Einkommen haben psychisch stärker unter der Corona-Pandemie gelitten als andere Kinder. Das ist das Ergebnis einer am Donnerstag vorgestellten Studie der AOK-Krankenkasse. Für die Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), die in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut durchgeführt worden ist, sind nach eigenen Angaben im Februar und März dieses Jahres 3.000 Mütter von drei- bis zwölfjährigen Kindern befragt worden.
Die Mehrheit der befragten Mütter ist demnach der Meinung, dass ihre Kinder gesundheitlich relativ gut durch die Pandemie gekommen sind. Während nur 16 Prozent Verschlechterungen der körperlichen Gesundheit des Nachwuchses bemerkt hätten, habe jede dritte Mutter berichtet, dass die seelische Gesundheit der Kinder gelitten habe. Überdurchschnittlich häufig habe das Familien mit einem niedrigen Haushaltseinkommen betroffen.
Bei den Antworten auf die Fragen zur seelischen Gesundheit der Heranwachsenden zeigt sich demnach ein deutliches soziales Gefälle: Während der Corona-Pandemie haben laut Studie vor allem Alleinerziehende und Mütter mit einfacher Bildung und geringem Haushaltseinkommen eine Verschlechterung der seelischen Gesundheit ihrer Kinder bemerkt. Das sagen deutlich mehr Geringverdienerinnen (51,0 Prozent) und Alleinerziehende (44,1 Prozent) als der Durchschnitt mit 34,9 Prozent.
Generell wird demnach die aktuelle seelische Gesundheit des eigenen Kindes im Vergleich zur körperlichen Gesundheit deutlich schlechter bewertet. 59,4 Prozent schätzten den seelischen Zustand ihrer Kinder als gut oder sehr gut ein. Auch hier fällt die Bewertung der Mütter mit einfacher Bildung (50,2 Prozent) oder geringem Haushaltseinkommen (40,7 Prozent) sowie von Alleinerziehenden (45,9 Prozent) deutlich schlechter aus.
Viele Kinder konnten demnach seit Beginn der Pandemie die Angebote der vorschulischen oder schulischen Bildung, Betreuung und Erziehung nur selten oder unregelmäßig nutzen. Die meisten befragten Mütter wünschen sich hierfür Unterstützung durch Sportvereine (27,8 Prozent), gefolgt von Schulpsychologen und Sozialarbeitern (24,8 Prozent). Mütter mit niedrigem sozialem Status formulierten überdurchschnittlich häufig Bedarf hinsichtlich Nachhilfe- und Lerngruppen, um Versäumtes aufzuholen.
Die Mehrheit der befragten Mütter hat sich laut Studie vor allem durch den während der Pandemie eingeschränkten Kindergarten- und Schulbetrieb stark oder sehr stark belastet gefühlt (65,2 Prozent), insbesondere die Alleinerziehenden mit 69,6 Prozent. Auch hier hätten Alleinerziehende sowie Mütter mit niedrigem Haushaltseinkommen häufiger starke oder sehr starke Belastungen angezeigt. (KNA)