Kinder sollen künftig besser vor Missbrauch geschützt werden. Missbrauch finde vor allem im persönlichen Umfeld statt - darauf wollen Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, hinweisen. Eine am Donnerstag vorgestellte bundesweite Kampagne soll mehr Aufmerksamkeit für das Thema schaffen. Titel der Aktion ist "Schieb den Gedanken nicht weg!" vor.
Paus erklärte dazu, die Kampagne zeige Möglichkeiten auf, Opfern von Missbrauch beizustehen. Wichtig sei, dass man dafür kein Profi sein müsse. Neben dem Hilfetelefon gebe es bundesweit Anlaufstellen für eine Fachberatung.
Im vergangenen Jahr wurden in der polizeilichen Kriminalstatistik 15.500 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch registriert. Dreiviertel dieser Fälle fanden nach Paus' Angaben im familiären Umfeld statt. Eine im vergangenen Jahr publizierte Umfrage habe ergeben, dass rund 90 Prozent der Befragten es für wahrscheinlich hielten, dass Missbrauch vor allem dort stattfinde - rund 85 Prozent glauben demnach aber nicht, dass er in der eigenen Umgebung passiere. Die Kampagne solle unter anderem mit einem kurzen Spot und Plakaten auf das Thema aufmerksam machen.
Paus betonte, auch die Politik müsse mehr tun, um Kinder zu schützen. Noch in dieser Legislaturperiode solle das Amt der Missbrauchsbeauftragten auf eine gesetzliche Grundlage gestellt werden und eine Pflicht zur Berichterstattung im Bundestag erhalten. Darauf hatten sich die Ampelfraktionen in ihrem Koalitionsvertrag verständigt. (…) Die Kampagne ist auf mehrere Jahre angelegt. Nach Angaben von Claus stehen dafür in diesem und im kommenden Jahr 2023 Haushaltsmittel in Höhe von fünf Millionen Euro zur Verfügung. Ziel sei es, die Finanzierung ebenso 2024 und 2025 zu erreichen, erklärte Claus. Sie plädiert auch für eine Berichtspflicht im Bundesrat. "Dann können wir die Länder mit ins Boot holen", so Claus. (KNA)