Wer studiert, ist deutlich stärker von Armut bedroht als der Rest der Bevölkerung. 2021 waren 37,9 Prozent der Studierenden armutsgefährdet und 15,8 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit im Vorfeld des Weltstudierendentags am Donnerstag.
Noch deutlich höher war demnach das relative Armutsrisiko für diejenigen, die allein oder ausschließlich mit anderen Studierenden zusammenlebten: Gut drei Viertel (76,1 Prozent) von ihnen waren von Armut bedroht.
Besonders belastend sind den Erhebungen zufolge die immer stärker steigenden Wohnkosten. 2021 lag deren durchschnittlicher Anteil am verfügbaren Haushaltseinkommen für Studierende bei 31,6 Prozent und damit höher als in der Gesamtbevölkerung (23,3 Prozent). Studierende, die allein oder in Studierenden-WGs lebten, mussten im Schnitt sogar gut die Hälfte (51,1 Prozent) ihres verfügbaren Einkommens für die Wohnkosten aufbringen.
Das dritte Entlastungspaket der Bundesregierung sieht Einmalzahlungen für Studierende vor, um zusätzliche Belastungen, etwa durch eine größere Nachzahlung, bewältigen zu können. Finanzielle Engpässe zeigen sich laut Statistikamt etwa darin, dass 38,5 Prozent im Jahr 2021 - und damit schon vor der aktuellen Energiekrise - in Haushalten lebten, die nicht in der Lage waren, unerwartete größere Ausgaben aus eigenen finanziellen Mitteln zu bestreiten. Unter den allein oder zusammen mit Studierenden in Wohngemeinschaften lebenden waren es mehr als die Hälfte (55,5 Prozent), in der Gesamtbevölkerung knapp ein Drittel (31,9 Prozent).
Eine Person gilt nach der Definition der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2021 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15.009 Euro netto im Jahr oder 1.251 Euro im Monat.
Die Zahlen beruhen auf ersten Ergebnissen der europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen. Diese gilt dem Amt zufolge als "amtliche Hauptdatenquelle für die Messung von Armutsgefährdung und Lebensbedingungen auf Bundesebene in Deutschland sowie in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union". (KNA)