Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fordert mehr Lehrer und Erzieher. Dazu müssten die Ausbildungskapazitäten deutlich ausgeweitet werden, sagte er der "Bild am Sonntag".
"Der Beruf der Erzieherin, des Erziehers, muss attraktiver werden, damit mehr junge Leute diesen Beruf ergreifen - und ihm auch dauerhaft treu bleiben", sagte der Bundeskanzler. "Das Gleiche gilt für Lehrerinnen und Lehrer, wo es ebenfalls einen großen Mangel gibt. Das bedeutet auch: Die Universitäten müssen ihre Kapazitäten schnell ausweiten."
Generell brauche es bis 2030 sechs Millionen zusätzliche Arbeitskräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt, so Scholz weiter. Dafür plane die Regierung ein ganzes Bündel an Maßnahmen. "Wir brauchen attraktivere Arbeitsbedingungen für Eltern mit kleinen Kindern, damit wir die Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern steigern", so Scholz. "Beim Übergang von Schule in die Ausbildung müssen wir mehr Unterstützung organisieren. Und wer mit Mitte 50 seinen Job verliert, bekommt durch Qualifizierung die Chance, einen ähnlich gut bezahlten Job zu finden."
Zusätzlich brauche es aber auch mehr Fachkräfte aus dem nicht-europäischen Ausland, so Scholz weiter. "Dafür schaffen wir das modernste Zuwanderungsrecht. Noch in diesem Jahr werden wir die nötigen Gesetze beschließen." Zuvor hatte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, Zweifel am Erfolg das geplanten Einwanderungsgesetzes geäußert. Wegen schleppender Visa-Vergaben in den deutschen Auslandsvertretungen und einer schlechten Ausstattung der Ausländerbehörden in den Kommunen sei sie "nicht überzeugt, dass mit den Vorschlägen die nötige Zahl an Arbeitskräften erreicht werden kann", sagte die Sozialdemokratin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Da gibt es immer noch zu viele Nadelöhre."
Alles in allem zeigte sich der Bundeskanzler optimistisch, was die Zukunft des Arbeitsmarktes in Deutschland angeht. "Ich bin zuversichtlich, dass die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland steigen wird und die Zuwachsraten unserer Wirtschaft auch."
Eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft hatte für Deutschland einen Fachkräftemangel in vielen Berufen prognostiziert. Weil die Babyboomer in den kommenden Jahren in Rente gehen, zeigten sich Personalengpässe vor allem für Kitas, die Sozialarbeit sowie die Kranken- und Altenpflege. Laut Studie geht die Zahl der Arbeitskräfte bis 2026 durchschnittlich um 292.000 jährlich zurück. "Bleibt die Zuwanderung auf dem gleichen Niveau wie bisher, kann die Lücke nur zu rund 70 Prozent ausgeglichen werden", sagte Studienautor Alexander Burstedde.
Im Jahr 2021 litten laut Studie unter den 1.300 untersuchten Berufsgattungen gut 400 an Personalnot. Bis 2026 werde diese Zahl auf knapp 560 steigen, heißt es. (KNA)