Brüssel - Die Föderation der Katholischen Familienverbände in Europa (FAFCE) hat das Urteil des Europäischen Menschenrechtsgerichtshof zur Leihmutterschaft in Frankreich kritisiert. Mit dem Urteil sei "der Verkauf von Babys" de facto legalisiert worden, sagte FAFCE-Präsident Antoine Renard der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Brüssel. Die Straßburger Richter hatten Frankreich am Donnerstag (21.7.16) verurteilt, weil sich das Land weigert, drei Kinder, die von einer Leihmutter in Indien geboren wurden, als französische Staatsbürger anzuerkennen. Der Gerichtshof sah dadurch das Recht der Kinder auf Privatleben verletzt.
Nach Meinung Renards vergrößert das Urteil die Kluft zwischen Rechtslage und Realität. Auf der einen Seite stünden die Behörden, die die Menschenrechte von Müttern und Kindern durch die Nichtanerkennung der Staatsbürgerschaft verletzten. Auf der anderen Seite gebe es einen großen, in Europa besorgniserregend wachsenden "Markt für Kinder", so Renard.
Die Entscheidung sei besonders beklagenswert, da Indien als "Babyfabrik" gelte und Fälle bekannt seien, in denen Leihmütter in Indien gewaltsam ausgebeutet würden. Er hoffe, dass die französische Regierung das Urteil anfechten werde. "Der Europarat ist die Institution, in der ein echter Kampf gegen die Leihmutterschaf beginnen kann", so Renard.
Die belgische Grünen-Abgeordnete und Reproduktionsmedizinerin Petra De Sutter hatte bereits mehrfach Vorschläge für die Legalisierung der Leihmutterschaft in den Gesundheitsausschuss des Europarats eingebracht, bisher ohne Erfolg. Im September steht das Thema erneut auf der Agenda des Ausschusses.
(KNA)