Berlin, 22. März 2018 – „Die Armut von Kindern und Familien ist eine der größten sozialpolitischen Herausforderungen Deutschlands“, sagte Familienbund-Präsident Stefan Becker zum Vorstoß von Bundesarbeits- und Sozialminister Hubertus Heil. „Seit Jahren gibt es hierzulande unverändert 2,8 Millionen armutsgefährdete Kinder – ein alarmierendes Ausmaß. Deutschland darf sich das nicht länger leisten. Politische Einzelmaßnahmen wie die Einführung des Kinderzuschlags für einkommensschwächere Familien griffen in der Vergangenheit zu kurz. Heils Ankündigung für einen Masterplan der Bundesregierung zur Bekämpfung von Kinderarmut unterstützt der Familienbund deshalb nachdrücklich.“ Ein umfassendes Konzept zur Bekämpfung von Kinderarmut müsse neben den staatlichen Leistungen auch die starke Belastung von Familien durch Steuern und Sozialabgaben in den Blick nehmen.
„Die von Heil vorgeschlagene Ausweitung des Kinderzuschlags setzt an der richtigen Stelle an. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass der Kinderzuschlag alle Bezugsberechtigten erreicht. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums beziehen bislang nur 30 Prozent von ihnen den Kinderzuschlag. Die Antragstellung erweist sich für viele als allzu kompliziert und bürokratisch.“
Deshalb habe der Familienbund der Katholiken ein reformiertes Kindergeldmodell entwickelt, in dem der Kinderzuschlag in das Kindergeld integriert sei. Eine separate Beantragung des Kinderzuschlags entfiele damit. Das Kindergeldmodell des Familienbundes wolle insbesondere Familien mit unteren und mittleren Einkommen stärker unterstützen, die Verschränkung von Steuererstattung und Familienförderung im heutigen Kindergeld konsequent entflechten und so für Klarheit sorgen, wie viel Förderung Familien vom Fiskus bekämem. Würde das neue Modell in Kraft treten, würden Familien monatlich deutlich mehr Geld in der Tasche haben. Profitieren würden insbesondere auch Alleinerziehende.
„Kinderzuschlag erreicht nach heutigem Zuschnitt seine Ziele nur unzureichend“
Ursprüngliches Ziel des 2005 eingeführten Kinderzuschlages sei es, gering verdienende Familien mit Kindern gezielt zu fördern. Die negativen Auswirkungen durch den Bezug von Arbeitslosengeld II sollte Familien auf diesem Weg erspart und zugleich der Arbeitsanreiz für Eltern erhöht werden. „Der Kinderzuschlag erreicht nach heutigem Zuschnitt seine Ziele nur unzureichend“, sagte Becker. „Eine Ausweitung des Kinderzuschlags und eine grundlegende Reform des heutigen Kindergeldmodells könnte für den von Bundessozialminister Heil vorgeschlagenen Masterplan zum Ausgangspunkt werden, um Kinder- und Familienarmut wirksam zu bekämpfen.“
„In Armut aufzuwachsen bedeutet, auf Vieles verzichten zu müssen, das für Gleichaltrige ganz normal zum Leben dazu gehört“, sagte Becker weiter. „Für Kinder, die in solchen entbehrungsreichen Verhältnissen aufwachsen, verschlechtern sich damit die Startbedingungen für das Leben entscheidend. Soziale Teilhabe, gesunde Ernährung sowie Kultur und Bildung werden für sie zur Mangelware.“
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