Berlin, 19. Mai 2021 – Außengastronomie, Fitnessstudios, Urlaubsreisen – die von der Politik angesichts seit Wochen sinkender Inzidenzzahlen derzeit vorgesehenen Prioritäten für erste Lockerungen in der Corona-Pandemie entbehren jedem sozialen Anspruch. Dagegen soll der Unterricht an Schulen bis zu den Sommerferien in einem höchst eingeschränkten Wechselunterricht ihren Notbetrieb fortsetzen. Das gilt zumindest für Berlin. Dort hat die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in einem aktuellen Schreiben erste Schritte Richtung Regelbetrieb vor dem Beginn der Sommerferien ausgeschlossen – ausdrücklich „unabhängig von der Inzidenz“. Dagegen wendet sich Ulrich Hoffmann, Präsident des Familienbundes der Katholiken: „Eine Politik, die Einschränkungen des Schulbetriebs nicht mehr am Maßstab der Erforderlichkeit ausrichtet, verletzt das Recht der Kinder auf Bildung“, erklärte er dazu heute in Berlin. „Ein solches Vorgehen belastet nicht nur in Berlin, sondern auch bundesweit auf unverhältnismäßige Weise Millionen Schüler und Eltern und treibt sie weiter in Homeoffice und Hausunterricht.“
„Angesichts von bis zu 800 pandemiebedingt ausgefallenen Unterrichtsstunden ist eine Verlängerung der aktuellen Einschränkungen und Belastungen von Familien nach 15 entbehrungsreichen Monaten eine inakzeptable Zumutung und das trotz eines erheblich gesunkenen Infektionsrisikos, trotz Hygienekonzepten und trotz zwei schulischen Corona-Tests pro Woche. Nach einem pandemiebedingt beispiellosen Bildungskahlschlag zählt für Schüler jetzt jeder Unterrichtstag im Regelbetrieb“, so Hoffmann weiter. Er fordert bundesweit eine Rückkehr zum Regelbetrieb an Schulen vor dem Beginn der Sommerferien, wo immer die Inzidenzen das zulassen. „Das mangelnde politische Gespür an der dringend notwendigen gesellschaftlichen Reintegration von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Familien ist bei regionalen Inzidenzen von vielerorts deutlich unter 100 mit einem rigiden Infektionsschutz nicht mehr zu rechtfertigen“, kritisierte Hoffmann und erinnerte die Politik an ihre Versprechen.
„Die Bundeskanzlerin hat noch am 30. Januar 2021 erklärt: Wir setzen alles daran, Schulen und Kitas als Erstes öffnen zu können. Den Worten müssen jetzt um der Glaubwürdigkeit und der Familien Willen auch Taten folgen! Die Pandemielage lassen sie zu. Wer im vergangenen Herbst noch versprochen hat, die Schulen als letzte Institutionen in der Krise zu schließen, darf Sie im Frühjahr nicht weiter im Notfallmodus betreiben, um sie im Spätsommer vielleicht wieder im Regelunterricht zu öffnen“, sagte Hoffmann. „Die Politik von Bund und Ländern wiederholt zum voraussichtlichen Ende der Corona-Pandemie in Deutschland konsequent ihre Fehler der Anfangszeit – und ignoriert Familien in ihren besonderen und hoch belasteten Lebenslagen“, sagte Hoffmann. „Das jüngst vom Bundeskabinett beschlossene Corona-Aufholpaket wird konterkariert, wenn zugleich bestehende Möglichkeiten für weitere Schulöffnungen nicht genutzt werden. Eine solche Politik reißt auf der einen Seite ein, was sie auf der anderen aufbaut.“
„Die heutige politische Missachtung von Familien ist unverzeihlich!“
„Nach allem, was wir heute über die Corona-Pandemie wissen, nach allem, was Schülern an Sozialem und an Bildung entgangen ist, nach allem, was Eltern 15 Monate bis zur Erschöpfung geleistet haben, ist die heutige politische Missachtung von Familien unverzeihlich! Es muss ein lauter Weckruf durch dieses Land gehen: Schüler und Familien müssen jetzt entlastet werden und zur Normalität zurückkehren dürfen. Nehmt die Last jetzt von jenen, die in der Krise besonders beladen worden sind! Das ist ein Gebot der sozialen Fairness und Gerechtigkeit!“