Anlässlich des Weltfrauentags am Mittwoch wünschen sich Hilfswerke und Verbände von der Politik mehr Unterstützung hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Außerdem fordern sie mehr Aufstiegschancen für Frauen. Indes stellte Familienministerin Lisa Paus (Grüne) klar: Wenn die Bundesregierung von der Privatwirtschaft Gleichstellung fordere, müsse sie selbst mit gutem Beispiel vorangehen.
"Wir haben das Ziel der Parität bis Ende 2025 fest im Blick", betonte Paus am Dienstag in Berlin. Als Feministin kämpfe sie für "echte Gleichstellung". Demnach sei es ihr auch ein persönliches Anliegen, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Obwohl in den obersten Bundesbehörden etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten Frauen seien, schafften nicht genug "den Sprung in Führungspositionen".
Der Anteil von Frauen mit Führungsverantwortung in den obersten Bundesbehörden steigt seit Jahren kontinuierlich an. 2022 lag er bei 41 Prozent, wie aus dem Dienstag in Wiesbaden veröffentlichten Gleichstellungsindex des Statistischen Bundesamts hervorgeht. In Auftrag gegeben hatte ihn das Bundesfamilienministerium.
Der Sozialverband VdK äußert indes Kritik an der Gleichstellungspolitik der Bundesregierung. "Es braucht dringend politische Unterstützung für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf", fordert VdK-Präsidentin Verena Bentele. In Deutschland sei mittlerweile jede fünfte Frau im Rentenalter von Armut bedroht. Das liege unter anderem daran, dass sie oftmals über Jahre hinweg in Teilzeit arbeiten, um sich den Betreuungsaufgaben zu Hause zu widmen, so Bentele.
Neben einer Quote für mehr Frauen in Führungspositionen fordert der Verband auch gesetzliche Vorgaben, um die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen zu schließen. Bisher habe es die Ampel-Regierung versäumt, Frauen vor Altersarmut durch konkrete Maßnahmen zu schützen.
Die SOS-Kinderdörfer sehen vor allem alleinerziehende Mütter einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt. Sie brauchten passgenaue Unterstützung, bessere Möglichkeiten in der Kinderbetreuung und gleichberechtigte Aufstiegschancen im Beruf, sagte SOS-Vorsitzende Sabina Schutter.
Nach Ansicht des kirchlichen Sozialverbands Diakonie ist der Fachkräftemangel hierzulande nur mit Frauen überwindbar. Deshalb sei es "höchste Zeit", dass sich die Rahmenbedingungen und Arbeitszeitmodelle an ihren Wünschen und Möglichkeiten orientierten, sagte die Diakonie-Vorständin für Sozialpolitik, Maria Loheide. Darunter fielen passende Aufstiegs- und Karrierewege sowie eine bessere Kinderbetreuung. Die Entscheidung für Familie dürfe nicht mit Nachteilen im Beruf einhergehen. (KNA)