Kerstin Claus (51), Journalistin und Mitglied im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen, ist neue Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung. Am Mittwoch stimmte die Bundesregierung ihrer Ernennung zu. Sie folgt Johannes-Wilhelm Rörig nach, der sein Amt Ende Februar niedergelegt hatte. Claus hatte als Journalistin ihren eigenen Fall als Opfer sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche öffentlich gemacht. Sie war in den vergangenen Jahren auch Mitglied im Betroffenenrat, der den Missbrauchsbeauftragten berät.
Die Bundesregierung richtete das Amt eines Missbrauchsbeauftragten nach dem Bekanntwerden des Missbrauchsskandals im Jahr 2010 ein. Erste Beauftragte war die frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD), die sich weiter in der bundesweit tätigen Aufarbeitungskommission gegen Missbrauch engagiert. Ab 2011 hatte Rörig das Amt inne, der als politischer Beamter in das Familienministerium zurückkehrte. Rörig initiierte die unabhängige Aufarbeitungskommission und richtete den Betroffenenrat ein.
Claus hatte 2018 als erste Betroffene bei einer Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gesprochen und die Kirche zu mehr Aufarbeitung der Fälle und Hinwendung zu den Opfern aufgefordert. Zudem ist sie Mitglied der Grünen und kandidierte bei der vergangenen Landtagswahl in Rheinland-Pfalz für die Partei, verpasste aber den Einzug in den Landtag. (KNA)