Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will den Erzieherberuf aufwerten. Wie bei der Offensive für mehr Pflegekräfte müsse auch bei diesem Beruf ein Umdenken stattfinden, erklärte Giffey am Freitag in Berlin. Es müssten hier nicht nur Schulgelder gestrichen, sondern insgesamt eine bessere Vergütung eingeführt werden. Sie verwies dabei auch auf eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die für eine Aufwertung des Berufs plädiert. Nach derzeitigen Prognosen fehlen im Jahr 2025 rund 200.000 Erzieher. Der Bund will in den kommenden drei Jahren rund 300 Millionen Euro für eine Fachkräfteoffensive zur Verfügung stellen. Mit dem Geld sollen Auszubildende bezahlt, Weiterbildungen für Erzieher finanziert und Aufstiegschancen in dem Beruf verbessert werden. Die Mittel sollen zusätzlich zu dem Geld, was die Länder mit dem "Gute-Kita-Gesetz" erhalten, gezahlt werden. Träger von Einrichtungen können sich für die Fördermittel bewerben, um Erzieher in einer praxisintegrierten Ausbildung während der drei Jahre zu bezahlen. Ziel sei, vergütete Ausbildungsmodelle in allen Bundesländern einzuführen. Derzeit gibt es nach Giffeys Angaben 8.000 Bewerbungen für 2.500 Erzieher-Ausbildungsplätze. Kitas leisteten mehr als eine "Satt und Sauber-Versorgung", so Giffey. Sie seien pädagogische Bildungseinrichtungen mit pädagogisch ausgebildetem Personal, das entsprechend bezahlt werden müsse.
Für die rund 1,5 Millionen Beschäftigten in der Alten- und Krankenpflege soll eine schlagkräftige Spitzenorganisation auf Bundesebene geschaffen werden. Die bereits existierenden Landespflegekammern in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sowie der Deutsche Pflegerat als Dachverband hoben am Freitag in Berlin die sogenannte Pflegekammerkonferenz aus der Taufe. Sie soll die Gründung einer Bundespflegekammer vorbereiten. "Mit der Pflegekammerkonferenz beginnt ein neues Kapitel der beruflichen Selbstverwaltung der Pflegefachberufe auf Bundesebene", erklärten die Präsidentin der Pflegeberufekammer SchleswigHolstein, Patricia Drube, ihre niedersächsische Amtskollegin Sandra Mehmecke sowie ihr rheinlandpfälzische Amtskollege Markus Mai, am Freitag in Berlin. Das neue Gremium soll sich nicht nur um die Lobbyarbeit in Berlin kümmern. Es geht auch darum, die von Land zu Land unterschiedlichen Berufs- und Weiterbildungsordnungen für die Pflegeberufe zu harmonisieren. Zudem soll das neue Gremium die Bildung weiterer Landespflegekammern unter anderem in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen unterstützen. Mit Blick auf Kritik der Gewerkschaften und der Arbeitgeber erklärten die drei Präsidenten, die Pflegekammerkonferenz stehe der Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Berufsverbänden offen gegenüber. Gewerkschaften seien in Tarifverhandlungen unverzichtbar. Berufsverbände führten seit Jahren erfolgreich pflegefachliche und gesundheitspolitische Diskussionen. "Aber nur Pflegekammern können den Beruf weiterentwickeln." Die Grünen sprachen von einem historischen Tag für die Pflege. "Die Pflegekammer stellt sicherlich kein Allheilmittel dar, sie ist aber eine Grundvoraussetzung für die moderne Weiterentwicklung des Berufs in Zeiten des demografischen und gesellschaftlichen Wandels", erklärte die zuständige Sprecherin Kordula Schulz-Asche. Auch die FDP begrüßte den Schritt als wichtiges Signal. Eine Bundespflegekammer könne ein wichtiger Akteur sein, um die Pflegekräfte bei ihrem Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen und eine angemessene Vergütung zu unterstützen, erklärte die pflegepolitische Sprecherin Nicole Westig. Künftig müssten aber die Pflegekräfte dringend eingebunden werden. Eine Zwangsmitgliedschaft gegen den Willen der Pflegekräfte funktioniere nicht. Der Bundes-Pflegebevollmächtigte Andreas Westerfellhaus sprach von einem entscheidenden Fortschritt. "Es wird Zeit, denn bisher haben viele für die Pflege gesprochen und entschieden, aber es war nie die eine legitimierte Stimme der Pflege", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Dass die 1,6 Millionen Beschäftigten bislang nicht bundesweit organisiert gewesen seien, habe "schwerwiegende Folgen bis jetzt". Vorbild für die Bundespflegekammer sind die bereits 1947 gebildete Bundesärztekammer oder die Anwaltskammern. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)