Der Deutsche Bundestag hat über eine Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz diskutiert. Die Regierungsfraktionen sprachen sich am Donnerstag dafür aus, erst die Ergebnisse der dafür eingerichteten Bund-Länder-Kommission abzuwarten. Diese sollen Ende des Jahres vorliegen. Union und SPD hatten sich im Koalitionsvertrag auf eine Verankerung der Kinderrechte in das Grundgesetz geeinigt. Die Parlamentarier debattierten über Anträge der Grünen und Linken, die sich für eine solche Verankerung aussprachen. Abgeordnete von Union und SPD warnten vor einer voreiligen Änderung des Grundgesetzes. Es dürfe auf keinen Fall dazu kommen, dass Kinder- und Elternrechte gegeneinander ausgespielt werden. Das austarierte Verhältnis von Staat, Familie und Kinder dürfe nicht ohne Not durcheinander gebracht werden, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei (CDU). Die AfD-Abgeordnete Mariana Harder-Kühnel warnte vor einer "staatlichen Lufthoheit über die Kinderbetten". Das Recht zur Pflege und Erziehung müsse bei den Eltern bleiben. Der Staat dürfe lediglich eine Wächterfunktion haben. Die familienpolitische Sprecherin der Grünen, Katja Dörner, bezeichnete eine Verankerung der Kinderrechte ins Grundgesetz als "Meilenstein". Eine solche Verankerung komme vor allem Kindern aus armen und bildungsfernen Elternhäusern zugute. Der Familienbund der Katholiken hatte sich am Mittwoch gegen eine Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz ausgesprochen. Er halte den Weg einer Verfassungsänderung für falsch, so der Präsident des Familienbunds, Ulrich Hoffmann. Der "dringend einzuschlagende Weg" hin zu einer kinder- und familienfreundlichen Gesellschaft führe nicht über das Grundgesetz, sondern über eine engagierte und gute gemachte Einzelgesetzgebung, die Kinder und Familien in möglichst vielen Politikfeldern in den Mittelpunkt stelle.
Der Bundesverband der katholischen Religionslehrer und -lehrerinnen an Gymnasien warnt vor einer Glaubwürdigkeitskrise der Kirche. Wenn sie für junge Menschen nicht überzeugender werde, habe die Kirche auf Dauer keine Zukunft, sagte die Vorsitzende Gabriele Klingberg dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de am Mittwoch. "Für viele Schüler ist die Kirche gar nicht mehr relevant." Nach den Worten von Klingberg erleben viele Schüler die Kirche nicht mehr als lebensnah. Sie entdeckten in dem Handeln der Amtskirche nicht mehr das, was sie im Religionsunterricht "als Botschaft Jesu vom Reich Gottes kennenlernen". In einem am Montag veröffentlichten Positionspapier an die Bischöfe fordert der Lehrerverband von der Kirche, Hierarchien aufzubrechen, Klerikalismus abzuschaffen und in Fragen von Sexualität und insbesondere von Homosexualität umzudenken. Die Pädagogen seien überzeugt von der "dringenden Notwendigkeit" eines synodalen Prozesses, wie ihn die Bischöfe auf ihrer Frühjahrsversammlung im März angekündigt hatten. "Für junge Menschen stellt Kirche immer seltener einen Erfahrungsraum dar", so der Bundesverband. Viele erwarteten von ihr nur wenig oder nichts mehr an Prägung für ihr eigenes Leben oder die Gesellschaft. "Die Glaub-Würdigkeit der Kirche und ihrer Botschaft ist öffentlich zerrüttet", heißt es in dem Papier. Wenn Kirche und Glaube eine Zukunft haben sollten, bedürfe es dringender Reformen, denn die Lehrer erlebten "durchaus ein Interesse und eine Ernsthaftigkeit in der Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen des Lebens, die dann auch die Fragen und Themen des Glaubens berühren". Dem 1995 gegründeten Bundesverband der katholischen Religionslehrer und -lehrerinnen gehören nach eigenen Angaben etwa 70.000 Mitglieder an. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)