Die Geschichte des Weltfrauentages ist geprägt von Ambivalenzen. Man kann mit dessen sozialistischem Beigeschmack fremdeln und zugleich seine progressive Kraft feiern. Vor gut 100 Jahren haben Frauen um Clara Zetkin und Käte Duncker für einen Frauentag mit dem Ziel der Einführung des Frauenwahlrechtes gekämpft. Heute kämpfen Frauen für ihre Freiheit, Gleichstellung, Selbstbestimmung und faire Chancen. Dazu gehört neben gleichen Löhnen auch die gesellschaftliche Anerkennung und finanzielle Aufwertung von personenbezogenen Dienstleistungen. Sorgearbeit geht alle an, es geht um den Ausbau von sozialversicherungspflichtigen Jobs und die finanzielle Anerkennung von Familienarbeit. Und immer wieder – gerade heute – geht es um den Frieden.
Das verbindet ihn mit dem Weltgebetstag der Frauen, der am ersten Freitag im März gefeiert wird. Die größte weltweite ökumenische Bewegung hat das Ziel ein Zeichen der internationalen Frauensolidarität zu sein. In den Anfängen vor knapp 100 Jahren haben sich Frauen zusammengeschlossen um als Partnerinnen Solidarität und Kummer zu teilen. So waren die ersten Gottesdienste von der großen Sorge um den Weltfrieden geprägt. Diese initiierte weltumspannende Verbundenheit hilft uns, so meine große Hoffnung, auch im Heute. Wenn sich der bittere Spiegel der sich zu wiederholen scheinenden Geschichte zeigt. Denn er zeigt uns auch, der Kampf lohnt sich. Die Solidarität lohnt sich, aus kleinen Anfängen, aus der Verantwortung füreinander wachsen Verbindlichkeit und Versöhnung. Denn jede dieser Weltgebetstagsgruppen trägt ein Stück lebendigen Friedens zwischen Frauen verschiedener Alters-, Religions- und ethnischer Gruppen weiter. Von diesem Kampf der Frauen und der Frauensolidarität profitieren auch Männer und Familien, da sie die Gesellschaft insgesamt menschlicher machen. So lasst uns beide Tage miteinander feiern, damit die Zuversicht Raum erhält.
Ulrich Hoffmann
Präsident des Familienbundes der Katholiken