Was haben das Corona-Kabinett der Bundesregierung und die Rentenkommission gemeinsam? Beide Gremien behandeln Themen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung und beide lassen den Blick für Familien vermissen. Auch wenn man der Bundesregierung für den Umgang mit der beispiellosen Corona-Krise, für den Schutz von Menschenleben grundsätzlich gute Noten geben muss – zu den großen Verlierern der Politik eines Corona-Kabinetts gehören dennoch Eltern und ihre Kinder. Sie leiden unter Kitas und Schulen, die wochenlang gar nicht und jetzt im Ausnahmemodus bestenfalls stotternd und taumelnd funktionieren, sie leiden an der ausbleibenden staatlichen Unterstützung. Wenn Familien jetzt verzweifelt ächzen, dann auch wegen einer jahrelangen Politik, die das Doppelverdienermodell aus arbeitsmarkt- und rentenpolitischen Gründen zum Fetisch erklärt hat und die Kita- und Hortbetreuung zur Norm erhoben hat. Das zu sagen, muss noch lange kein Plädoyer für eine Renaissance klassischer Familienbilder sein. Denn spricht für ein geschlechtergerechtes, rollenübergreifendes Familienleben nicht vor allem zwischenmenschlicher Respekt und Anteilnahme? – Und die Rentenkommission? Sie hat in ihrem enttäuschenden Abschlussbericht offenbart, dass sie auch künftig den unverzichtbaren „generativen Beitrag“ von Familien am Umlageverfahren nicht angemessen berücksichtigen möchte. Dabei wäre es höchste Zeit, genau diesen ungerechten Webfehler endlich zu korrigieren. Welche Lehren lassen sich aus der Arbeit von Corona-Kabinett und Rentenkommission ziehen? Familienfreundlichkeit muss zum Markenkern aller Politikfelder werden. Mehr Jüngere und mehr Eltern in die Politik, die Familien im Blick haben, gerade dann, wenn es darauf ankommt! Auch eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre! Das müsste der Anfang sein – für mehr Jugendlichkeit und Familienfreundlichkeit in der Politik! Damit Blindheit für Familien nicht zum Strukturprinzip von Politik wird!
Ulrich Hoffmann , Präsident des Familienbundes der Katholiken