Die Bundesregierung hat am Mittwoch den Neunten Familienbericht verabschiedet. Demnach ist die Väterbeteiligung beim Elterngeld weiter gestiegen und beträgt nun mehr als 40 Prozent. Laut Bericht empfiehlt die Familienkommission, die Instrumente für eine partnerschaftliche Vereinbarkeit konsequent weiterzuentwickeln und "bestehende Fehlanreize" wie das Ehegattensplitting zu beseitigen. Damit könne die von den Eltern gewünschte Partnerschaftlichkeit durch die Dynamisierung des Elterngeldes unterstützt werden.
Der Neunte Familienbericht trägt den Titel "Eltern sein in Deutschland" und stellt nach eigenen Angaben das Befinden von Müttern und Vätern in den Mittelpunkt. Eine unabhängige Kommission aus sieben Sachverständigen hat dafür nach eigenen Angaben in zwei Jahren auf 600 Seiten ihre Erkenntnisse und Empfehlungen zur Lebensrealität von Familien zusammengestellt.
Zudem spielten die Bildungsinstitutionen eine zentrale Rolle. Sie sollten nach Einschätzung der Kommission Infrastruktureinrichtungen der Familien werden. Die Kommission schlägt deshalb vor, Ansätze, die sich für kleine Kinder bewährt hätten, auf Grundschulkinder zu übertragen. Dazu gehörten etwa Elternbegleiterinnen sowie frühe Hilfen, die aus vom Bund geförderten Netzwerken für Familien mit kleinen Kindern bestehen. Außerdem empfiehlt die Kommission die Bündelung monetärer Leistungen wie Kindergeld und Kinderzuschlag zu einer eigenständigen Absicherung von Mädchen und Jungen.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) erklärte, was Eltern bräuchten, könne mit den Begriffen Zeit, Geld und gute Infrastruktur überschrieben werden. Durch die Corona-Pandemie seien die Belastungen im Familienleben noch gewachsen. Viele Eltern seien an ihrer Belastungsgrenze. Homeoffice und Homeschooling passten an vielen Stellen nicht zusammen.
Sie betonte, die Schulsozialarbeit werde ein wesentlicher Punkt sein, wenn Kinder und Jugendliche jetzt schrittweise in ihre Schulen und Kitas zurückkehrten. "Wir brauchen das Verständnis dafür, dass Kinder und Jugendliche, nach Monaten des eingeschränkten Betriebs, nicht einfach wieder so weiter funktionieren werden", so Giffey. Sie halte es deshalb für essenziell, dass das Versprechen aus dem Koalitionsvertrag eingehalten und der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werde.
Die Opposition erklärte unterdessen, dass der Familienbericht die Versäumnisse der vergangenen Jahre aufzeige. Die Kernelemente des Familienberichts brächten keine grundsätzliche Neuerung, sagte die familienpolitische Sprecherin der Grünen, Ekin Deligöz. Die Fraktion der Linken forderte die Bundesregierung auf, Kinderarmut "endlich effektiv zu bekämpfen". Notwendig sei eine Kindergrundsicherung, mahnte die Linken-Bundestagsabgeordnete, Katrin Werner. Zudem müsse die Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit in Familien besser unterstützt werden. (KNA)