Der Familienbund der Katholiken hat Bund und Ländern eine "besorgniserregende sozial- und familienpolitische Unwucht" bei den Maßnahmen zum Kampf gegen die Coronapandemie vorgeworfen. Die Bundesregierung müsse die Wirtschaft stärker in die Verantwortung nehmen, forderte Familienbund-Präsident Ulrich Hoffmann am Montag in Berlin. An diesem Dienstag wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs über eine mögliche Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns entscheiden.
Die sich abzeichnenden Maßnahmen bei "geschlossenen Kitas und Schulen ohne gleichzeitige Entlastungsmaßnahmen beanspruchen Familien weit über die Grenzen der Belastbarkeit", warnte Hoffmann. Der derzeitige politische Corona-Kurs nehme "den Verschleiß von Familien billigend in Kauf". Hoffmann verwies auf die "Mehrfachbelastungen von Eltern zwischen Homeoffice, Hausunterricht, Erziehungs- und Sorgearbeit sowie die weitreichenden Einschränkungen für Kinder und Jugendliche bei Bildung und sozialen Beziehungen".
Der Verbandspräsident fordert die Einberufung eines nationalen Familiengipfels für familienpolitische Weichenstellungen beim Kampf gegen die Corona-Pandemie. Notwendig sei ein fairer Lastenausgleich zwischen Familien und Wirtschaft. Letztere müsse stärker in die Verantwortung genommen werden, etwa durch mehr Verbindlichkeit beim Homeoffice oder Sonderurlaub für Eltern. (KNA)